Infekt-Liga

Akne


Verschiedene Erkrankungen der Talgdrüsenfollikel mit Sekretions- und Verhornungsstörungen, Entzündungen und Vernarbungen.

Akne vulgaris

Die Diagnose der Akne vulgaris erfolgt in der Regel klinisch und durch Anamnese. Gegebenenfalls sollten Komedonen-Inhalte bzw. Abstriche zur Resistenzbestimmung von Propionibacterium acnes oder zur Abklärung auf klinisch relevante Infektionen durch andere Erreger (Staphylokokken, gramnegativer Erreger, Pilze) einer mikrobiologischen Diagnostik zugeführt werden.

Die Akne vulgaris ist eine multifaktorielle Erkrankung talgdrüsenreicher Hautregionen mit offenen oder geschlossenen Komedonen und entzündlichen Effloreszenzen vor allem im Gesicht, im Nacken und auf den Rückenpartien. Sie tritt vorzugsweise in der Pubertät zwischen dem 15. bis 18. Lebensjahr bei beiden Geschlechtern auf. 80 bis 90 % der Jugendlichen sind betroffen, meist ist die Erkrankung jedoch wenig ausgeprägt und bedarf keiner besonderen ärztlichen Betreuung. Schwerere Fälle sollten topisch oder/und systemisch therapiert werden, da eine Narbenbildung vermieden und der erhebliche Leidensdruck gemindert werden kann. Über das 18. bis 20. Lebensjahr hinaus können in Einzelfällen persistierende Akneverläufe auftreten, die bis in die 4. Lebensdekade andauern können. Primäre Ursachen der Akne sind eine Follikelkeratose und eine vermehrte, durch Androgene stimulierte Produktion von Hauttalg. Häufig liegt hierbei eine genetische Disposition vor. Eine erhöhte Lipidsekretion begünstigt nachfolgend das Wachstum von Propionibacterium acnes, dessen Lipasen aus den Lipiden Fettsäuren mit lokaler Reizwirkung spalten und die inflammatorische Mediatoren freisetzen. Eine übermäßige Talg- und Fettsäurenansammlung im Ausführungsgang des Haarfollikels führt zu einer sterilen entzündlichen Reaktion und einer Verstopfung des Follikels. Bei einer Perforation der Follikelwände reagieren umgebende Hautareale mit einer starken Entzündungsreaktion in Form von Papeln und Pusteln. Aknepusteln sind nicht kontaginös. Neben den primären pathogenetischen Ursachen können weitere Faktoren eine Akne begünstigen bzw. unterhalten. Hierzu zählen unter anderem psychogene Faktoren, Arzneimittelinduzierte Akne (z. B. Anabolika, Phenytoin) oder komedogene Lokaltherapeutika.

Das Behandlungsregime orientiert sich an der Ausprägung der Erkrankung. Es können nach Gollnick und Orfanos vier verschiedene Schweregrade festgelegt werden. In leichteren Fällen führen lokale Maßnahmen bei konsequenter Anwendung nach einiger Zeit zu einer deutlichen Verbesserung der Symptomatik. Hierzu zählen die komedolytische Behandlung mit Vitamin-A-Säure und eine lokale antimikrobielle Behandlung (Benzoylperoxid, Azelainsäure, Desinfizientien, oder kurzfristig Erythromycin, Clindamycin, Tetracyclin) und in Ausnahmefällen auch Corticoide. Eine Sonderform ist die Akne inversa, die einer antibiotischen und auch chirurgischen Therapie bedarf (s. u.). Nur in schweren Fällen sollte eine systemische Aknetherapie mit Antibiotika durchgeführt werden. Hierzu eignen sich Tetracycline (Minocylin, Doxycyclin) oder Makrolide (Azithromycin).

Schwergrade der Akne nach Gollnick und Orfanos

Schweregrad Komedonen PapelnPusteln Knötchen
(< 1 cm)
Knoten,
Zysten,
Fistelgänge
Entzündung Vernarbung
I Comedonica < 20> < 10> keine Keine keine keine
II Leichte papulopustulosa 10 - 20 < 10> Keine deutlich keine
III Schwere papulopustulosa 10 - 20 stark vorhanden
IV Conglobata Fistel-
komedonen
sehr stark tiefgehend vorhanden

Akne inversa

Die Akne inversa ist eine Entzündung der Talgdrüsen und Terminalhaarfollikel, die sich vorzugsweise perianal, inguinal und/oder axillär manifestiert. Der Befall des Nackens, der submammären oder periumbilikalen Region ist seltener. Die Erstmanifestation kann von der Pubertät an bis ins hohe Alter erfolgen. Risikofaktoren sind Adipositas und Nikotinabusus, der Einfluss von Androgenen wird diskutiert. Im Frühstadium der Erkrankung zeigen sich superinfizierte Riesenkomedonen mit tastbaren derben, subkutan gelegenen, indolenten bis zu erbsgroßen Knoten, die zu wulstartigen Abszessen konfluieren können. Im weiteren Verlauf der Erkrankung bilden sich großflächige, dunkelverfärbte und indurierte, infiltrierte Hautareale mit Knoten und Abszessen und mit Fistelgängen, die auf Druck von übelriechendem eitrigen, talgigen Sekret entleert werden können. Eine Abheilung erfolgt unter Narbenbildung. Als Komplikation sind bei chronischem Verlauf Plattenepithelkarzinome und pararektale Fisteln beschrieben. Die Diagnose wird durch Inspektion und Palpation gestellt. Differenzialdiagnostisch sollten Furunkel, Karbunkel und mit Fistelbildung einhergehende granulomatöse Prozesse abgeklärt werden. Unbehandelt verläuft die Akne inversa in der Regel chronisch progredient. Im günstigsten Fall kommt es nur zu einer solitären Knotenbildung. Eine suffiziente Behandlung wird auch heute noch sehr häufig verspätet eingeleitet.

Wichtigste therapeutische Maßnahme ist die chirurgische Intervention durch vollständige Exzision des erkrankten Gewebes. Inzisionen und/oder Fistelspaltungen bringen keinen dauerhaften Erfolg. Konservative Maßnahmen allein, wie beispielsweise die Gabe von Antibiotika, Corticosteroiden oder Retinoiden, haben sich ebenfalls als nicht kurativ erwiesen, und sind daher nur im Rahmen einer adjuvanten Therapie indiziert. Rezidive oder Neumanifestationen sind möglich.

Als Erreger werden Streptokokken mit dem Auftreten einer Akne inversa in Verbindung gebracht. Die Datenlage ist jedoch unsicher und Evidenz-basierte Empfehlungen zur Antibiotika-Gabe fehlen. Vielfach wird die Gabe von Penicillin, Makroliden oder Cephalosporinen auf der Basis von Expertenmeinungen praktiziert.