Lyme-Borreliose

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Die Lyme-Borreliose ist in Mitteleuropa die häufigste durch Zecken übertragene Infektion mit saisonalen Gipfeln vor allem im Frühjahr aber auch im Herbst. Sie wird in Deutschland verursacht durch die Spirochäten Borrelia burgdorferi, Borrelia afzelii und Borrelia garinii. Zecken sind weit verbreitet und weisen mit lokalen Unterschieden einen Durchseuchung von 10 bis 30 % auf. Eine Serokonversion tritt bei etwa 2 bis 5 % der Patienten nach Zeckenbiss auf, bei etwa 1 bis 3 % manifestiert sich die Erkrankung. In seltenen Fällen können Borrelien auch durch andere Insekten wie beispielsweise Stechmücken übertragen werden.

Es konnte nachgewiesen werden, dass eine Übertragungswahrscheinlichkeit der Borrelien von der Zecke auf den Menschen mit der Dauer des Saugaktes zunimmt und vermutlich mindestens 16 Stunden bedarf. Daher sollte eine in der Haut sitzende Zecke möglichst umgehend mit Hilfe einer Pinzette, einem Skalpell oder einer Zeckenzange entfernt und die Stichstelle desinfiziert werden.
Nach einer Inkubationszeit von ein bis drei Wochen (erhebliche Abweichungen sind beschrieben!) bildet sich bei 40 bis 60 % der Patienten ein rotes bis blaurotes ringförmiges Erythema migrans um die Einstichstelle aus. Sehr viel seltener tritt bereits im frühen Stadium ein schmerzloses, blaurotes Lymphozytom auf. Begleitende gelegentlich auftretende unspezifische Allgemeinsymptome können sich in Kopfschmerzen, Fieber, Arthralgien, Myalgien und Nachtschweiß äußern (Stadium 1). Erfolgt keine antibiotische Behandlung, besteht die Gefahr der Dissemination des Erregers (Stadium 2) in das Nervensystem (Neuroborreliose), in Gelenke (Arthroborelliose) und den Herzmuskel. In seltenen Fällen werden die Erkrankungen chronisch mit Beteiligung von Haut, Nervensystem und Gelenken (Stadium 3). Aus klinischer Sicht kommt der Einteilung in Stadien nur eine geringe Bedeutung zu, da der Zeitpunkt des Zeckenbisses oft nicht festzustellen ist und alle Stadien nur in wenigen Fällen durchlaufen werden. Die Erkrankung zeigt ein vielfältiges Erscheinungsbild.

Die Diagnose der Lyme-Borreliose ist klinisch und gegebenenfalls anamnestisch zu stellen. Der direkte Erregernachweis gelingt in der Regel nicht und dauert sehr lang. Der Nachweis der Erreger-DNS über PCR-Analysen ist möglich, aber noch kein Standardverfahren. Serologische Verfahren wie der Nachweis von IgG und IgM aus Serum, Liquor oder Gelenkpunktat können die Diagnose unterstützen.
Die Behandlung des Erythema migrans mit geeigneten Antibiotika führt bei mehr als 95 % der Patienten zur Heilung und verhindert die Ausbildung von Komplikationen. Die durchschnittliche Therapiedauer beträgt 14 bis 21 Tage, bei Lymphozytomen drei bis vier Wochen. Therapie der Wahl ist Amoxicillin oder Doxycyclin. Alternativ können Makrolide wie Roxithromycin, Clarithromycin oder Azithromycin eingesetzt werden, wenn eine Unverträglichkeit gegenüber Beta-Lactam-Antibiotika oder Tetracyclinen besteht oder der Einsatz dieser Präparate kontraindiziert ist.
Die Neuroborreliose oder Arthroborreliose wird vorwiegend parenteral behandelt. In Frage kommen vor allem die Cephalosporine Cefotaxim und Ceftriaxon, das wegen der langen Halbwertszeit und der einmal täglichen Gabe auch eine ambulante Therapie ermöglicht.
Eine Anwendung von Repellents bietet nur kurzfristigen Schutz (2 Stunden), die prophylaktische Einnahme von Antibiotika bei Aufenthalt in Zeckengebieten ist nicht sinnvoll.