Leberschäden unter Antibiotika

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Studie: Antibiotika häufige Ursache des akuten Leberversagens
Dienstag, 2. Dezember 2008
Indianapolis – Antibiotika sind die häufigste Ursache von idiosynkratischen Leberschäden. Dies geht aus einer prospektiven Studie in Gastroenterology (2008; doi: 10.1053/j.gastro.2008.09.011) hervor.

Leberschäden sind eine gefürchtete Nebenwirkung von Medikamenten, da sie oft Folge einer Überempfindlichkeitsreaktion und deshalb nicht vorhersehbar sind. Diese so genannte idiosynkratische medikamenten-induzierte Leberschädigung (drug-induced liver injury, DILI) ist nach Auskunft von Naga Chalasani von der Universität in Indianapolis in den USA für 13 Prozent aller Fälle von akutem Leberversagen verantwortlich. Da auf die Schnelle häufig kein Organspender zur Verfügung steht, ist DILI die häufigste Ursache eines tödlich verlaufenden Leberversagens. Das US-National Institute of Diabetes and Digestive and Kidney Diseases (NIDDK) hat 2003 ein „Drug-Induced Liver Injury Network“ ins Leben gerufen, das die DILI-Ursachen näher untersuchen soll. Damals wurde eine prospektive Beobachtungsstudie begonnen, die mittlerweile 300 Fallberichte zusammengetragen hat. Dabei zeigte sich, dass die Ursachen sehr vielfältig sein können: Mehr als hundert Wirkstoffe waren mit DILI assoziiert.

Auffallend häufig waren darunter Antibiotika. Als Medikamentengruppe waren sie für annähernd die Hälfte (45,5 Prozent) aller DILI verantwortlich, gefolgt von zentralnervösen Substanzen (15 Prozent). Aber auch Nahrungsergänzungsmittel (Anteil: 9 Prozent) können ein akutes Leberversagen induzieren. Verursacher waren in erster Linie Abmagerungsmittel und muskelaufbauende Substanzen. Die Analyse ergab ferner, dass jeder fünfte Patient mehrere potenziell hepatotoxische Medikamente eingenommen hatte.

Insgesamt 8 Prozent der Patienten starben an der DILI, weitere 14 Prozent erlitten langfristige Leberschäden. Die häufigste Differentialdiagnose war eine Hepatitis C, die bei dem Verdacht auf eine DILI immer ausgeschlossen werden sollte, raten die Autoren. Einziger Risikofaktor (neben der Einnahme der Medikamente) war ein Diabetes mellitus. © rme/aerzteblatt.de