Infekt-Liga

Ketolide


TelithromycinKetolide sind eine Weiterentwicklung der Makrolide. Einziger Vertreter ist bisher Telithromycin. Das Wirkungsspektrum der Ketolide entspricht weitestgehend dem der Makrolide. Darüber hinaus wirkt Telithromycin jedoch auch gegen Makrolid-resistente grampositive Bakterien. Dies gilt insbesondere für Makrolid-resistente Pneumokokken. Es zeigt eine konzentrationsabhängige bakterizide Wirkung durch Blockade der ribosomalen Untereinheiten. Dadurch wird die Elongation der Proteinkette verhindert. Der Angriffspunkt von Telithromycin an den Ribosomen unterscheidet sich von dem der nahe verwandten Substanzgruppen.

Zulassung/Verfügbarkeit

Telithromycin ist nur in oraler Form im Handel. Es ist zugelassen in der empirischen Initialtherapie bei Patienten ab 18 Jahren zur Behandlung der ambulanten erworbenen leichten bis mittelschweren Pneumonie, akuter Exazerbationen der chronischen Bronchitis und der akuten Sinusitis. Bei Kindern ab 12 Jahren ist Telithromycin zugelassen zur Behandlung der Tonsillitis und Pharyngitis, wenn sie durch Beta-hämolysierende A-Streptokokken verursacht werden und Betalaktam-Antibiotika nicht geeignet sind.Wegen schwerer unerwünschter Nebenwirkungen soll Telithromycin nur im Einzelfall eingesetzt werden, wenn bei Verdacht auf Penicillin-resistente Pneumokokken keine andere therapeutische Alternative verfügbar ist. Risiko und Nutzen einer Therapie sollten streng geprüft werden.

Pharmakokinetik

Die Bioverfügbarkeit von Telithromycin beträgt etwa 60 %. Die Einnahme zu den Mahlzeiten beeinflusst die Resorption nicht. Telithromycin liegt als Filmtablette vor, die wegen des unangenehmen Geschmacks nicht geteilt werden sollte. Telithromycin verteilt sich intra- und extrazellulär. Es reichert sich in hohen Konzentrationen insbesondere in den Geweben und Flüssigkeiten der Atemwege und den Alveolar-Makrophagen an. Das relative Verteilungsvolumen beträgt 2 bis 4 l/kg Körpergewicht. Telithromycin wird zu 60 bis 70 % an Plasmaproteine gebunden. Telithromycin wird in vorwiegend in der Leber metabolisiert. Neben den CYP-Isoenzymen sind auch Nicht-CYP Enzyme an der Metabolisierung beteiligt. Das Ketolid und seine Umwandlungsprodukte werden hauptsächlich fäkal und in geringen Mengen auch renal eliminiert. Während der Elimination zeigt der Serumspiegelverlauf drei Phasen. Einer raschen Verteilung folgt eine Phase mit einer durchschnittlichen Halbwertszeit von zwei bis drei Stunden und anschließender terminaler Phase mit einer Halbwertszeit von etwa zehn Stunden. Eine Dosisanpassung ist bei einer eingeschränkten Funktionsleistung der Niere < 30 ml/min Creatinin-Clearance empfohlen. Bei Leberinsuffizienz ist mit Ausnahme der schwer dekompensierten Leberzirrhose keine Anpassung erforderlich. Telithromycin sollte nur in begründeten Ausnahmefällen in der Schwangerschaft und in der Stillzeit gar nicht eingesetzt werden.

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen

Die häufigsten Nebenwirkungen betreffen den Magen-Darm-Trakt. Da Telithromycin das QT-Intervall verlängern kann, besteht eine Kontraindikation für Patienten mit angeborenem oder erworbenem QT-Syndrom und der Kombination mit verschiedenen Arzneimitteln, von denen diese unerwünschte Wirkung ebenfalls bekannt ist. Wie bei einigen Makroliden, sind auch bei Telithromycin Wechselwirkungen mit Komedikamenten zu erwarten, die als Metabolisierungsweg gleiche Isoenzyme des Cytochrom- P450-Komplexes der Leber wie das Ketolid nutzen. Problematisch sind hier unter anderem die CSE-Hemmer Simvastatin, Atorvastatin und Lovastatin (gleichzeitige Einnahme Kontraindikation).Nach Einnahme von Telithromycin wurde über Exazerbationen einer bestehenden Myasthenia gravis berichtet, die manchmal innerhalb weniger Stunden nach der ersten Dosis auftraten. Darunter waren auch Berichte über Todesfälle und Fälle von schnell einsetzender, lebensbedrohlicher, akuter Ateminsuffizienz (Kontraindikation bei Patienten mit Myasthenia gravis).In klinischen Studien mit Telithromycin wurden häufig Veränderungen der Leberenzymwerte beobachtet. Nach Markteinführung wurden Fälle von schwerer Hepatitis und Leberversagen mit letalem Ausgang gemeldet (Cave bei Patienten mit Lebererkrankungen).Telithromycin kann gering- bis mittelgradig, aber auch schwerwiegende Fälle von Sehstörungen (verschwommenes Sehen, Akkommodationsstörungen, Doppeltsehen) verursachen. Nach Markteinführung wurden Fälle von vorübergehendem Bewusstseinsverlust beschrieben. Es ist daher empfehlenswert, Telithromycin vor der Nachtruhe einzunehmen, um die möglichen Folgen von Sehstörungen und Bewusstseinsverlust zu begrenzen.

INN Handelsname Standarddosierung* pro Tag
Telithromycin Ketekâ 0,8 g in 1 ED


* normalgewichtige Erwachsene ohne Einschränkung von Organfunktionen