Infekt-Liga

Endometritis, Salpingitis, Tuboovarialabszess, Pelveoperitonitis


Die Diagnose der akuten Erkrankungen ist wegen der häufig unterschiedlichen Symptomatik schwierig zu stellen. Hinsichtlich der mikrobiellen Ätiologie aufgestiegener Infektionen sind nur laparoskopisch gewonnene Proben, von Ausnahmen abgesehen, mikrobiologisch relevant. Die Salpingitis sollte möglichst immer durch Laparoskopie nachgewiesen werden, denn die Treffsicherheit jeder anderen Methode ist unzureichend (65 bis 90 %). Daneben können Biopsien des Endometriums zur Diagnose der Endometritis sowie Sonographie oder MRT bei Verdacht auf Tuboovarialkomplex oder Tuboovarialabszess hilfreich sein. Die Differenzialdiagnose ist insbesondere dann schwierig, wenn kein mukopurulenter zervikaler Ausfluss vorliegt oder keine Leukozyten im Vaginalsekret nachgewiesen werden können.
Nur eine rechtzeitig eingeleitete Behandlung kann schwerwiegende Folgen wie ektope Gravidität, tubare Sterilität oder andauernde Unterleibbeschwerden vermeiden. Im Zweifelsfall sollte deshalb immer eine kalkulierte Antibiotika-Therapie eingeleitet werden. Da kein Antibiotikum gegen das gesamte Spektrum der infrage kommenden Erreger wirksam ist, konnte bislang kein Konsens zur Therapie der Wahl gefunden werden, zumal eine Vielzahl von Untersuchungen mit verschiedenen Substanzgruppen positive Resultate gezeigt hat. Eine primär gezielte Antibiotika-Therapie ist auch deshalb nicht möglich, weil die Ergebnisse der mikrobiologischen Diagnostik, von Ausnahmen abgesehen, nur bei laparoskopisch gewonnenen Proben relevant sind und spät vorliegen. Die zweifelsfreie mikrobiologische Bewertung unmittelbar vaginal gewonnener Proben ist aufgrund möglicher Kontamination in der Praxis unsicher bzw. mit erheblichem technischen Aufwand verbunden.

Die stationäre Behandlung wird in folgenden Fällen empfohlen

Salpingitis und Endometritis führen in bis zu 20 % der Fälle zur begrenzten Pelveoperitonitis mit nachfolgender Pyosalpinx, Tuboovarialkomplex, Tuboovarialabszess und Douglas-Abszess, die auch zur diffusen Peritonitis und lebensbedrohlichen Sepsis exazerbieren können. Dies erfordert eine Verlaufskontrolle binnen 72 Stunden auch bei primär unkompliziert erscheinenden Infektionen. Bei Therapieversagern sollte rechtzeitig die antimikrobielle Behandlung entsprechend den zwischenzeitlich zur Verfügung stehenden mikrobiologischen Befunden und falls notwendig eine chirurgische Intervention eingeleitet werden.
Die Initialtherapie muss das breite Erregerspektrum berücksichtigen. In der Regel werden deshalb Antibiotika-Kombinationen eingesetzt. Es liegen zahlreiche randomisierte Studien unterschiedlicher Therapieregime vor. Untersuchungen zum Langzeiterfolg und zur Vermeidung von Komplikationen sind jedoch rar. Eine zweifelsfreie Wertung parenteraler und oraler Therapieregime sowie Gegenüberstellungen der ambulanten und stationären Behandlung stehen ebenfalls aus, so dass die Entscheidung für eines der Regime individuell je nach Schweregrad der Erkrankung, Patientenakzeptanz und regionaler Resistenzlage potenzieller Erreger getroffen werden muss. In der Gravidität muss das embryotoxische bzw. teratogene Potenzial verschiedener Antibiotika-Gruppen berücksichtigt werden. Für leichte Verlaufsformen bei Patientinnen ohne weitere Risikofaktoren sind folgende Therapieregime nach den CDC-Empfehlungen möglich: Ofloxacin (2-mal 400 mg/Tag), Levofloxacin (1-mal 500 mg/Tag) oder Moxifloxacin (1-mal 400 mg/Tag) jeweils gegebenenfalls in Kombination mit Metronidazol (2-mal 500 mg/Tag) über 14 Tage. Alternativ kann eine Sequenztherapie durchgeführt werden. Initial wird ein parenterales Cephalosporin der Gruppe 3 (vorzugsweise Ceftriaxon in der Einmaldosierung 250 mg i. m.) oder Gruppe 5 (Cefoxitin) empfohlen, gefolgt von einer oralen Therapie mit Doxycyclin (2-mal 100 mg/Tag) gegebenenfalls in Kombination mit Metronidazol. Die Therapiedauer sollte auch in diesem Fall 14 Tage betragen. Die Kombination Amoxicillin/Clavulansäure mit Doxycyclin oder Therapieregime mit oralem Azithromycin und parenteralen Cephalosporinen der Gruppe 3 oder 4 (Ceftriaxon, Cefixim) oder Gruppe 5 (Cefoxitin) sind ebenfalls möglich. Die eingeschränkten Indikationen der Substanzgruppen hinsichtlich der Altersbegrenzung, Schwangerschaft und Stillzeit sind zu beachten