Infekt-Liga

Syphilis


Die Syphilis zählt zu den ältesten Geschlechtskrankheiten. Man bezeichnet sie auch als Lues, harter Schanker, Morbus Gallicus oder Schaudinn-Krankheit Erst mit der Entwicklung des Salvarsan durch Paul Ehrlich konnte erstmals zu Beginn des letzten Jahrhunderts gezielt behandelt werden. Syphilis wird durch Treponema pallidum verursacht. Nach dem Infektionsschutzgesetz unterliegt der Nachweis des Erregers einer nichtnamentlichen Meldepflicht. Mit Einführung des neuen Meldeverfahren im Jahr 2001 ist ein stetiger Anstieg der Fallzahlen zu beobachten, der nicht ausschließlich auf eine effektivere Erfassung der Erkrankungen zurückgeführt wird. In Deutschland wurde 2003 eine durchschnittlichen Häufigkeit von 4,1 Fällen pro 100.000 Einwohnern dokumentiert, wobei die Fallzahlen in den Großstädten Berlin, Frankfurt, Hamburg und Köln deutlich höher sind. Es wird von einer erheblichen Dunkelziffer ausgegangen.

Nach einer Inkubationszeit von 10 Tage bis 3 Monaten verläuft die Erkrankung in mehreren Stadien und beginnt mit der Ausbildung dunkelroter Flecken und Knötchen an der Eintrittspforte, die rasch in Läsionen übergehen. Betroffen ist vorwiegend der Genitalbreich, doch werden auch orale Läsionen beobachtet. Häufig treten Superinfektionen auf. Nach 3 bis 4 Monaten folgt das bakteriämische Sekundärstadium, das durch Allgemeinsymptome und Haut- und Schleimhautsymptome an variablen Körperstellen und indolenter regionaler Lymphadenopathie gekennzeichnet ist. Ohne Behandlung wird die Erkrankung chronisch rezidivierend mit einer möglichen mehrjährigen Latenzphase. Der Nachweis der Erkrankung kann in dieser Phase ausschließlich serologisch erfolgen. Bei hypererger Reaktion gegen Treponema pallidum bildet sich in der Spätphase die Tertiärsyphilis aus, die jedes Organ einschließlich des ZNS (Neurosyphilis) befallen kann. Unbehandelt ist insbesondere die kardiovaskuläre Syphilis und die Neurosyphilis oft tödlich. Während der Schwangerschaft wird die Infektion diaplazentar zu ca. 70 % auf das Kind übertragen werden, die Abortrate ist hoch.

Sexualpartner der Patienten sollten untersucht und ggf. behandelt werden. Dies gilt bei einer Primärsyphilis für Kontakte im Zeitraum der vorausgegangenen 3 Monate, bei einer Sekundärsyphilis der letzten 2 Jahre. Patienten und Partner sollten über präventive Maßnahmen beraten werden. Eine regelmäßige Nachuntersuchung der Patienten und die Abklärung einer möglichen Koinfektion mit HIV ist erforderlich.
Die Diagnose der Syphilis erfolgt klinisch und labordiagnostisch durch mikrobiologischen Erregernachweis aus syphilitischen Läsionen und serologischen Verfahren wie der Treponema pallidum-Antikörper-Nachweis. Nicht Treponema spezifische Antikörper-Testmethoden sind der Veneral-Disease-Research-Laboratory-Test (VDRL-Test), der Rapid-Plasma-Reagin-Test (RPR-Test) und die Cardiolipin-KBR. Die PCR Diagnostik-Verfahren zeigen eine hohe Spezifität und unterschiedliche Sensitivität. Sie werden daher nicht generell empfohlen.
Mittel der Wahl bei Syphilis ist Penicillin. Angaben zur Dosierung, Applikationsform und Therapiedauer variieren und haben bisher keinen Konsens gefunden, in der Regel wird jedoch parenteral therapiert. Eine mögliche Jarisch Herxheimer- Reaktion zu Beginn der Therapie ist zu beachten. Bei Penicillin-Allergie kann alternativ Doxycyclin, Azithromycin bzw. Erythromycin jeweils in der oralen Form oder Ceftriaxon eingesetzt werden. Die so behandelten Patienten müssen unter besonderer Beobachtung bleiben, da die Datenlage für diese Antibiotika nicht ausreichend ist. Die Therapiedauer der Syphilis sollte mindestens 2 Wochen betragen.