Infekt-Liga

Protheseninfektionen


Die Technik des Einsatzes von Gelenkprothesen an Knie, Hüfte und Schulter, die vor etwa 40 Jahren begann, hat sich zunehmend verbessert. Infektionen dieser Prothesen sind aber bis heute noch ein Problem, da infizierte Prothesen meist wieder entfernt werden müssen. In der Regel variiert die Infektionsrate in Abhängigkeit von der Lokalisation zwischen 0,5 bis 2 %. Protheseninfektionen werden nach dem Zeitpunkt des Auftretens in drei Kategorien eingeteilt. Frühe Infektionen treten innerhalb der ersten drei Monate nach dem Eingriff auf. Gewöhnlich werden sie intraoperativ erworben, Erreger sind meist Staphylococcus aureus und gramnegative Bakterien. Verspätete Infektionen werden ebenfalls in der Regel intraoperativ erworben, sie manifestieren sich nach etwa 3 bis 24 Monaten. Als Erreger kommen vor allem Koagulase-negative Staphylokokken in Frage. Späte Infektionen treten erst nach 24 Monaten auf. Meist sind sie die Folge einer hämatogenen Streuung. Auch hier dominieren Staphylokokken. Infektionen, die vom Harntrakt ausgehen, werden in der Regel durch Escherichia coli verursacht.
Die Behandlung dieser Protheseninfektionen besteht in einer chirurgischen Intervention in Form eines ein- oder zeizeitigen Prothesenwechsels und einer langfristigen Antibiotika-Therapie. Nur bei lebensbedrohlichen Kontraindikationen ist vom operativen Prothesenwechsel abzuraten. Ohne Entfernung der Prothesen ist die antibiotische Behandlung wegen des Auftretens von Biofilmen sehr schwierig und nur in wenigen Fällen kurativ. Prognostisch ungünstig sind Infektionen durch Staphylokokken, Prothesenlockerung und der Nachweis einer Ostitis. Der Austausch der Prothese in der 2-Phasen-Methode zeigt dabei die besseren Resultate (Hüfte > 90 %):

- Entfernung der infizierten Prothese
- Stabilisierung der Gelenke mit Antibiotika-imprägnierten Spacern
- Antibiotika-Therapie über 6 Wochen
- Implantation der neuen Prothesen mit anschließender Antibiotika-Therapie über 6 Wochen

Bei der Reimplantation wird die Verwendung eines Antibiotika-haltigen Knochenzements empfohlen. Zum Einsatz von Antibiotika in dieser Indikation liegen ebenfalls nur sehr wenige klinische Studien vor. Die Behandlung sollte umgehend zunächst parenteral empirisch erfolgen und mögliche Erreger berücksichtigen. Die ausgewählten Substanzen sollten daher vor allem Staphylokokkenwirksam sein und sich durch eine ausreichende Anreicherung in Knochen, Gelenken und den umgebenden Weichgeweben auszeichnen. Nach dem Vorliegen eines Antibiogramms erfolgt die Therapie gezielt. Am häufigsten werden Flucloxacillin, Cefazolin, Clindamycin, Vancomycin, Teicoplanin und Rifampicin bei Staphylokokken-Infektionen eingesetzt. Bei Infektionen durch Streptokokken kommt Ampicillin, und bei Nachweis gramnegativer Erreger Ceftazidim, Ceftriaxon, Cefepim, Piperacillin oder Fluorchinolone in Frage. Eine Sequenztherapie mit Fluorchinolonen, Beta-Lactamen und/oder Rifampicin (Antibiogramm!) ist möglich. Als Alternative gilt Linezolid, das aber wegen der sehr langen notwendigen Therapiedauer nur in Ausnahmefällen und unter engmaschigem Monitoring eingesetzt werden kann. Infektionen durch anaerobe Erreger sind sehr selten. In diesen Fällen wird Metronidazol empfohlen.