Infekt-Liga

Arthritis bakterielle


Die bakterielle Arthritis ist die häufigste Ursache destruktiver Gelenkerkrankungen. Meist ist sie eine iatrogene Infektion, oft aber auch die Folge eines Traumas, einer hämatogenen Erregeraussaat oder einer fortgeleiteten Infektion. Zu den Risikofaktoren zählen intravenöser Drogenkonsum, invasive Katheter, Gelenkprothesen und eine eingeschränkte Immunabwehr. Die bakterielle Arthritis kann als Symptom einer Endokarditis und als septische Verlaufsform auftreten, deren Ursache dann meist eine Gonokokken-Oligoarthritis ist. Prädestiniert hierfür sind sexuell aktive Patienten.

Das klinische Bild von Gelenkinfektionen zeigt sich durch Fieber, schmerzhafte, geschwollene Gelenke, häufig mit starker Einschränkung der Beweglichkeit. Hinsichtlich der Prognose ist die Frühinfektion von der Spätinfektion zu differenzieren. Die Infektion verläuft ohne Intervention meist in vier Stadien, beginnend mit einer Synovialitis. Im weiteren Verlauf bildet sich ein Gelenkempyem und eitriger Erguss aus. Bei progressivem Verlauf erfolgt ein Befall aller Gelenkstrukturen, es treten Schleimhautnekrosen und Knorpeldefekte auf. Das letzte Stadium ist charakterisiert durch eine irreversible Destruktion der Gelenke.
Die Diagnostik erfolgt durch eine Punktion der Gelenke und Gewinnung der Synovialflüssigkeit. Bei nicht infizierten Gelenken ist sie steril, hoch viskös, klar, ohne zelluläre Anteile, mit geringem Proteingehalt (1/3 vom Plasma) und mit plasmaähnlichen Glucosekonzentrationen. Bei infizierten Gelenken ist die Anzahl der Leukozyten erhöht und in der Regel lassen sich Erregerkulturen anlegen. Die Viskosität der Synovialflüssigkeit ist deutlich reduziert, sie ist trübe und zeigt abweichende Glucose- und Proteingehalte. Die Glukosekonzentration ist signifikant erniedrigt. Bildgebende Verfahren erlauben einen frühen Nachweis von Destruktionen (Röntgen) oder Weichgewebebeteiligung (Sonographie, NMR). Bei der Gonokokken-Arthritis können zusätzlich Kulturen aus Blut, Pharynx, Uretern, Cervix, Rektum und Hautläsionen angelegt werden. Beim Erregerspektrum handelt es sich meist um Staphylokokken, Betahämolysierende Streptokokken der Gruppen A, B, C oder G. Enterobacteriaceae und Gonokokken können vorkommen, sind aber seltener. Atypische Erreger müssen bei Exposition mit Tuberkelbakterien, Auslandsreisen, Traumen, Verdacht auf Borreliose, Immunsuppression, Bissen oder Versagen einer Antibiotika-Therapie berücksichtigt werden.

Neben der vorwiegend arthroskopisch durchgeführten ausgedehnten Synvektomie und lang dauernder Spülbehandlung wird eine kalkulierte initiale Antibiotika-Therapie durchgeführt. Bei frühzeitig eingeleiteter Behandlung kann so in den meisten Fällen eine erfolgreiche Sanierung erreicht werden.
Werden im Grampräparat grampositive Erreger nachgewiesen, entsprechen die Therapieempfehlungen denen der Knocheninfektionen. Bei dem Nachweis gramnegativer Erreger im Grampräparat wird die Gabe von Cephalosporinen der Gruppe 3 (Ceftazidim, Ceftriaxon, Cefotaxim) empfohlen.
Eine Sequenztherapie ist möglich. Die kalkulierte Therapie muss nach Isolierung des Erregers und der Resistenztestung auf eine gezielte Therapie umgestellt werden.