Infekt-Liga

Abszesse kutane


Hautabszesse sind örtlich begrenzte, abgekapselte mit Eiter gefüllte Hohlräume im Korium und/oder der Subkutis. Klinisch stellt sich eine pralle, hypertherme, rote und schmerzhafte Schwellung des weichen Gewebes dar. Meist ist die Epidermis intakt.

Hauptsächliche Erreger sind Staphylokokken oder Streptokokken, bei Spritzenabszessen häufig auch gramnegative Erreger und Anaerobier. Mischinfektionen können nicht ausgeschlossen werden. Iatrogene Spritzenabszesse entstehen durch Keiminokulation bei der intramuskulären Applikation. Bei der Verwendung von Einmalspritzen wird die Inzidenz auf 1 : 10 000 geschätzt. Wiederholte Mischinjektionen von nichtsteroidalen Antirheumatika mit Corticoiden erhöhen das Risiko. Auch Todesfälle durch beispielsweise clostridiale Infektionen sind beschrieben.

Bei gut lokalisierten Abszessen kann eine sonographisch gesteuerte Punktion vorgenommen werden. Andernfalls besteht die Therapie in einer Spaltung und Drainage des Abszesses. Eine lokale Antibiotika-Therapie ist zu vermeiden. Eine systemische Therapie wird bei erhöhten Entzündungsparametern empfohlen, die das erwartete Erregerspektrum umfasst. In Frage kommen Penicillase-feste Beta-Lactam-Antibiotika wie Cefalexin, Cefuroxim-Axetil, Loracarbef, Flucloxacillin, Sultamicillin oder Amoxicillin/BLI.

Spritzenabszesse bei intravenösem Drogenabusus sind wegen der guten Zugängigkeit sehr oft in den großen Gefäßen der Leiste zu finden. Auf Grund der meist schlechten hygienischen Verhältnisse kommt es häufig zu lokalen Abszessen, Phlegmonen und auch zu Zerstörungen der Gefäße. Komplikationen wie septische Venenthrombose oder fortgeleitete Infektionen wie die Endokarditis und retrovaskuläre Abszedierung stehen dabei im Vordergrund und bedürfen neben der umgehenden chirurgischen Sanierung einer parenteralen Antibiotika-Therapie. Sie werden daher in dieser Arbeit nicht betrachtet.