Epididymitis/Orchitis

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Die Epididymitis und Orchitis sind akute oder chronische Entzündungen der Nebenhoden bzw. der Hoden. Die Epididymitis tritt bei älteren Männern meist als Komplikation bei Prostataresektionen oder Harnröhren-Samenblasenentzündungen beispielsweise nach Katheterisierung, Bougierung, und bei benigner Prostatahyperplasie auf. Bei jüngeren, sexuell aktiven Männern unter 35 Jahren ist sie in der Regel eine durch Geschlechtsverkehr übertragene aszendierende Infektion. Seltener ist die Epididymitis die Folge eines Unfalls oder einer hämatogen Streuung. Zur Inzidenz liegen keine ausreichend validen Daten vor.

Die häufigste Form der Orchitis wird durch Mumps-Viren verursacht. Etwa 20 bis 30 % der erkrankten Erwachsenen mit einer Mumps-Infektion entwickeln auf hämatogenem Weg eine Mumps-Orchitis. Die Häufigkeit der Mumps-Erkrankungen ist lokal sehr unterschiedlich und im Wesentlichen abhängig vom Impfstatus.
Eine primär chronische Orchitis ist die seltene granulomatöse Form, deren Ätiologie ungeklärt ist und die vermutlich durch Autoimmunität getriggert wird.

Die eitrige Orchitis ist meist fortgeleitet von einer bakteriellen Entzündung des gleichseitigen Nebenhodens. Eine Epididymo-Orchitis kann jedoch auch hämatogen bei systemischen Infektionen wie Brucellose, Tuberkulose, Lues und Kryptokokkose auftreten.

Zur Symptomatik der Epididymitis zählen spontan einsetzende Schmerzen, ein rasch zunehmendes und in die Leistengegend ausstrahlendes Druckgefühl, eine meist unilaterale Schwellung des Nebenhoden und des angrenzenden Gewebes, Übelkeit und Infektionszeichen wie hohes Fieber. Die Samenstränge sind meist geschwollen und empfindlich. Zu den Komplikationen zählen Abszesse, Orchitis, chronische epididymale Indurationen und Infertilität.

Die Diagnose erfolgt neben der körperlichen Untersuchung durch Laboruntersuchung des Urins mit Hilfe von Teststreifen. Eine mikrobiologische Diagnostik des Harnröhrenabstriches, der in einem Zeitabstand von ungefähr drei Stunden nach dem letzten Urinieren erfolgen sollte, oder des durch Zentrifugation des Morgenurins gewonnenen Sedimentes wird empfohlen. Der Nachweis von Chlamydien erfolgt heute meist über eine PCR-Diagnostik aus dem Urin.
Vor allem bei Kindern und Jugendlichen muss umgehend eine Hodentorsion differenzialdiagnostisch sicher ausgeschlossen werden können. Ansonsten ist eine sofortige Hodenfreilegung erforderlich.

Die Antibiotika-Therapie erfolgt zunächst empirisch auf der Grundlage epidemiologischer Daten und wird nach Vorliegen der Ergebnisse der mikrobiologischen Diagnostik gezielt weitergeführt. Die Antibiotika-Substanzgruppen sind hinsichtlich ihrer Gewebegängigkeit in Hoden und Nebenhoden kaum untersucht. Die wenigen vorliegenden Daten zeigen Vorteile für die Fluorchinolone.

Bei sexuell aktiven Männern wird die Infektion meist durch Chlamydophila trachomatis (etwa 60 bis 70 %) oder Neisseria gonorrhoe (Gonokokken) verursacht. Zwischen dem Geschlechtsverkehr und dem Auftreten der Symptome können Wochen vergehen. Mittel der Wahl zur Behandlung von Infektionen durch Gonokokken ist Ceftriaxon oder Doxycyclin (2-mal 100 mg) über 14 Tage. Bei Infektionen durch Chlamydophila trachomatis werden Fluorchinolone wie Ofloxacin, Levofloxacin oder alternativ auch Doxycyclin oder Makrolide eingesetzt. Eine Mitbehandlung des Sexualpartners ist erforderlich.
Bei älteren Männern kommen eher Escherichia coli und andere Enterobacteriaceae, Enterokokken, Staphylokokken aber auch Pseudomonaden als Erreger in Frage. Die Therapie erfolgt mit Fluorchinolonen, beispielsweise Ciprofloxacin oder Levofloxacin. Als adjuvante therapeutische Maßnahmen werden neben einer analgetischen und antiphlogistischen Therapie warme Kompressen, Bettruhe und Hochbinden des Hodens und sexuelle Enthaltsamkeit empfohlen.